Naturerlebnis Streuobstwiese

Nur wenige Lebensräume sind so artenreich wie Streuobstwiesen, doch leider sind diese einzigartigen Bestände bedroht.

Aus wirtschaftlicher Sicht lohnt es sich kaum noch, diese arbeitsintensiven Obstsorten zu vermarkten.

In Konkurrenz hierzu, steht der ertragsreichere Intensivanbau in Form von pflegeleichten Obstplantagen, doch der genetische Schatz der traditionellen Obstsorten geht hierbei verloren. Dieser Entwicklung gilt es entgegenzusteuern und die ökologische Bedeutung der Streuobstwiesen wieder aufzuwerten.

Streuobstwiesen prägen seit jeher das Landschaftsbild der Schwäbischen Alb und bilden ein wesentliches Element in dieser wertvollen Kulturlandschaft.

Jede Streuobstwiese stellt ein kleines Paradies dar und bietet einen wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna.

Bild | Aromatische Goldparmäne

Bild | Aromatische Goldparmäne

Kann jeder eine Streuobstwiese anlegen?

Wer ein geeignetes Wiesengrundstück besitzt bzw. gepachtet hat, kann durchaus die Neuanlage einer Streuobstwiese angehen. Größere Genehmigungsverfahren sind hierzu nicht erforderlich, doch sollte man sich zuvor bei der örtlichen Gemeinde informieren, ob es evtl. Bedenken gegen die Neuanlage einer Streuobstwiese bestehen könnten.

Der Umfang von Fördermitteln zur Anlage einer Streuobstwiese ist für Privatpersonen sehr überschaubar und wird je nach Bundesland sehr unterschiedlich gehandhabt. Während in Bayern ein deutlicher Zuschuss für die Kosten der Hochstamm-Bäume eingeplant werden kann, so wird in anderen Bundesländern, lediglich ein kleiner Zuschuss für Baumschnittarbeiten gewährt.  

Tipp: Einige Kommunen und Obst- und Gartenbauvereine bieten auch günstige Preise für das Pflanzmaterial.

Je nach Alter/Größe/Containerware/Wurzelware können die Preise pro Hochstammgehölz, zwischen 40 EUR und 300 EUR liegen. Weitere Kosten entstehen noch für Pflanzpfähle, Wühlmausschutz, Verbissschutz, torffreie Pflanzerde, Baumbinder und sonstiges Arbeitsmaterial.

Bild | Aromatische Goldparmäne

Bild | Aromatische Goldparmäne

Grundüberlegungen und Planung

Eine Streuobstwiese stellt immer ein Mehrgenerationenprojekt dar und sollte bei der Planung auf jeden Fall berücksichtigt werden.

  • Finden sich für eine spätere Pflege der Streuobstwiese auch Nachfolger?  
  • In welcher Form soll eine Weide- und Wiesennutzung stattfinden?
  • Soll das Grünland weiterhin landwirtschaftlich und mit Maschineneinsatz (Arbeitsgasse) genutzt werden?
  • Welche Obstsorten sollen gepflanzt werden?
  • Pflanzzeitpunkt: Erfolgt die Pflanzung im Spätherbst (Okt./Nov.) oder im Frühjahr (März/April) ?
  • In welchem Umfang sollen Nisthilfen vorgesehen werden?
  • Wie sind die Standortbedingungen (Höhenlage, Frostgefahr, Hanglage, Bodenbeschaffenheit etc.)?
  • Passen die gewünschten Obstsorten auch zu den regionalen Standortbedingungen? 
  • Wurden auch die passenden Bestäuber gewählt (Selbstbefruchtung oder Fremdbestäuber)   

Neuanlage einer Streuobstwiese

Bei allen Überlegungen zur Planung einer Streuobstwiese sollte ein ganz wichtiger Punkt stets im Vordergrund stehen.

Nicht zu viel recherchieren und nicht vehement versuchen alle Rahmenbedingungen perfekt zu erfüllen. Auch wenn eventuell Bedenken bestehen, ob man später alle Lehrmeinungen zum Thema Baumschnitt ordnungsgemäß umsetzen kann, so gilt auch hier „Weniger ist mehr“ und der wichtigste Helfer ist stets zur Seite „die Natur“.

Also selbstsicher das Projekt angehen und sollten sich später auch Kritiker mit den Worten einfinden „Die Bäume hätte ich aber völlig anders geschnitten….“, dann einfach darüber stehen und sich immer darüber bewusst sein – Wir haben einen wertvollen Beitrag für die Natur und zum Klimaschutz beigetragen.

Wichtig dabei ist, dass man sich ernsthaft mit dem Projekt Streuobstwiese auseinandersetzt, das Thema lebt und nicht einfach mal einem weiteren Trend nachgeht. Mit jeder Woche wird man mehr zum Fachmann|frau, lernt interessante Gesprächspartner kennen und gibt der Natur sehr viel zurück.

Regionales Pflanzmaterial

Die beste Basis für die Neuanlage einer Streuobstwiese stellt das Pflanzmaterial dar.

Traditionelle und regionale Baumschulen ziehen eigene Hochstämme heran und können somit starke und robuste Gehölze bereitstellen, die auch zum regionalen Klima passen.

Auf der Schwäbischen Alb trifft man in den Höhenlagen oftmals auf schwere und lehmige Böden und so sollte  das Pflanzgut auch aus diesen Regionen stammen.

Damit die jungen Hochstämme auch erfolgreich anwachsen können, sollte bei der Neupflanzung auch noch zusätzlich, eine lockere und torffreie Pflanzerde verwendet werden.

Tipp: Hochstämme über Nacht in Wasser stellen, somit können Wurzeln und der Obststamm wertvolles Wasser aufnehmen.

Geräte & Werkzeug

Idealerweise sollte die Neuanlage einer Streuobstwiese ohne Maschineneinsatz erfolgen, sämtliche erforderlichen Arbeiten können problemlos von Hand erledigt werden.

Was wird benötigt?

  • Spaten, bei schweren Böden noch Wiedehopfhacke bzw. Pickel/Hacke
  • Handramme für Pflanzpfähle, bei schweren und steinigen Böden ist ein Stemmeisen von Vorteil
  • Scharfe Astschere für den ersten Pflanzschnitt
  • Seitenschneider/Zange für Drahtgeflecht
  • Schubkarren und Eimer als nützlicher Helfer

 

Zusatzmaterial

  • Unverzinktes Drahtgeflecht (Sechseckdraht/Hasendraht) für den Wühlmausschutz. Unverzinkt deshalb, da der Wühlmausschutz im Boden verroten soll, damit die Wurzeln später nicht eingeengt werden und der Baum evtl. absterben könnte.
  • Verzinktes Drahtgeflecht (Sechseckdraht/Hasendraht) für den Verbissschutz
  • Bodenanker zur Fixierung der Drahlthose im Bodenbereich. Das Wild könnte sonst die Drahthose nach oben verschieben.
  • Ausreichend Draht zur Fixierung der Drahthose am Pflanzpfahl.
  • Kokosstrick oder entsprechendes Anbindematerial zum stabilen Anbinden des Hochstammes an den Pflanzpfahl.
  • Ausreichend Wasser zum Angießen, evtl. Wassertanks bereitstellen.

Pflanzloch

Pflanzloch nicht zu groß, aber auch nicht zu klein ausheben. Das Erdreich im unteren Bereich noch etwas lockern und mit Pflanzerde anreichern.

 

Pflanzpfahl setzen

Bei jüngeren Hochstämmen genügt es, wenn ein Pflanzpfahl gesetzt wird. Bei größeren Bäumen können 3 Pfähle pro Baum eingesetzt werden. Wird die Streuobstwiese bereits in den ersten Jahren durch Nutztiere beweidet, so sollten pro Baum auch 3 Pfähle gesetzt werden. Es liegt in der Natur der Tiere, dass sich diese gerne an einem Gegenstand scheuern und so würde ein Pflanzpfahl dem Scheuerdruck nicht standhalten können.

Nachdem das Pflanzloch gegraben wurde, sollte anschließend der Pflanzpfahl gesetzt werden. Würde der Pfahl erst nach dem Einsetzen des Hochstammes  gesetzt, so besteht die Gefahr, dass der Wurzelbereich geschädigt wird.

Position des Pflanzpfahl

Hier sollte auf die Hauptwindrichtung geachtet werden, kommt das Wetter hauptsächlich aus westlicher Richtung, so wird der Pflanzpfahl auch westlich des Pflanzloch positionert, um über die Anbindung den Hochstamm auch bei starken Böen, entsprechend fixieren zu können.

Damit bei steinigen Böden der Pflanzpfahl aus ausreichend tief gesetzt werden kann, sollte hier mit einem Stemmeisen vorgearbeitet werden. Stößt der Holzpfahl auf Steine, so kann auch mit Hilfe der Handramme, der Pflanzpfahl nicht ordnungsgemäß gesetzt werden.

Abstand Pflanzpfahl zum Baum ca. eine Handbreit

Bild | Aromatische Goldparmäne

Wurzeln anschneiden

Wurzeln müssen vor dem Pflanzen angeschnitten werden, hierbei die langen und evtl. schadhaften Wurzeln mit einer scharfen Astschere etwas einkürzen. Hierbei die feinen Wurzeln nicht schneiden, da diese vom Baum für den Wassertransport benötigt werden.

Feine Wurzel nur kurz anschneiden, etwa eine Daumenbreite. Längere Wurzel aber auf etwa 30 cm einkürzen.

Wühlmausschutz

Die jungen Wurzeln sind eine wahre Einladung für Wühlmäuse. Nach wenigen Jahren, wenn das Wurzelsystem deutlich gestärkt wurde, ist dieser Wühlmausschutz hinfällig.

Deshalb unverzinktes Drahtgeflecht verwenden, damit der Draht verrottet. Verzinkter Draht verrottet nur sehr schlecht und würde die Wurzeln im Wachstum schädigen. In diesem Fall kann es durchaus vorkommen, dass der Baum in den ersten Jahren sehr gut angeht und später durch die Wurzelschädigungen eingehen kann.

Den unverzinkten Wühlmausschutz in passender Größe in das Pflanzloch einlegen und anschließend den Hochstamm positionieren. Im gleichen Arbeitsschritt die torffreie Pflanzerde (evtl. auch Kompostbeigabe) einbringen und den Hochstamm mehrfach leicht Rütteln und gleichzeitig etwas anheben , damit sich die lockere Pflanzerde auch im kompletten Wurzelbereich verteilen kann – es dürfen keine Hohlräume mehr bestehen.

Zuletzt das Drahtgeflecht bis zum Stamm schließen und die restliche Erde aufbringen.

 

Veredelungsstelle

Die Veredelungsstelle sollte  eine gute Handbreit über dem Bodenniveau gesetzt werden.

Würde sich die Veredelungsstelle auf  Bodenniveau befinden, so besteht die Gefahr, dass die Veredelungsstelle selbstständig Wurzel ausbildet und evtl. sich von der Gehölzunterlage trennen könnte.  

Restliche Erde um den Baum anhäufeln und einen leichten Hügel bilden. Veredelungsstelle muss frei bleiben.

Erdreich vorsichtig antreten und einen Gießrand bilden, anschließend den Baum mit reichlich Wasser einschlämmen.

Durch Einschlämmen setzt sich die Erde besser an die Wurzeln und man erhält einen idealen Wurzelschluss.

Pflanzschnitt

Obstbaum zurückschneiden und damit die Krone reduzieren. Die Kraft soll erstmal in die Wurzeln gehen und nicht in die Äste. Obstbaum nicht überlasten.

Äste entfernen, die in Konkurrenz zum Mittel-/Leittrieb stehen. 3-4 Leitäste vorsehen. Stehen diese zu steil am Stamm, dann diese mit einem Spreizholz in einen Winkel von etwa 45°-55° bringen.
Diese Äste um max. 1/3 kürzen.

Einen Leittrieb priorisieren und die anderen Äste einkürzen. Hierbei oberhalb der Knospe abschneiden, welche nach außen zeigt. Die neuen Triebe sollen sich im Frühjahr nach außen orientieren und eine breitere Krone ausbilden.

Auch hier zeigt sich in der Praxis, dass sich die Natur nicht immer nach der Lehrmeinung richtet.
Diese nach außen zeigenden Knospen können oftmals auch austrocknen und dann übernimmt eine
innenliegende Knospe den Austrieb.

Ungesunde Ästen zu diesem Zeitpunkt auch gleich abschneiden. Schnitte etwas schräg ansetzen.

Stammverlängerung etwa 2 Handbreite (Länge des Astschere) oberhalb der Trageäste/Leitäste einkürzen.